Stolz auf unsere Vergangenheit
Kolpingsfamilie
Geschichte der Kolpingsfamilie Oberursel
(Aus: 1877 - 2002: 125 Jahre Kolping Oberursel. Festschrift aus Anlass der Jubiläumsfeiern vom 7. bis 16. Juni 2002 Kolpingsfamilie Oberursel e.V.)
Die Verfasser dieser Chronik können bei der Rückschau nur während der letzten 25 Jahre auf eigene Kenntnisse und Erfahrungen und auf aktive Vorstandsarbeit im Orts- und Bezirksverband zurückgreifen. Bei der Darstellung der wichtigsten Fakten, Ereignisse und Ziele in den ersten 100 Jahren der Vereinsgeschichte sind sie bei ihren Nachforschungen fast ausnahmslos auf Erinnerungen älterer Mitglieder und auf schriftliche Dokumentationen angewiesen gewesen. In beiden Fällen ist die Auswahl nach der Devise "Was war wirklich wichtig?" subjektiv und damit anfechtbar. Darüber hinaus sind die Autoren der Auffassung, dass eine bloße chronologische Aneinanderreihung Oberurseler Initiativen und Unternehmungen viele Leser eher langweilt als interessiert. Deshalb erscheint es uns richtiger, vielfältiges lokales Geschehen der Vergangenheit in seiner Einbettung in das politische und religiöse Umfeld darzustellen und das Internationale Kolpingwerk in eine sich stetig wandelnde Welt einzubeziehen.
Die frühen Jahre des Gesellenvereins
Der 27. Mai 1877 ist nur ein Oberurseler Datum. Den ersten ‚Gesellenverein‘ in Deutschland gab es bereits 31 Jahre vorher. 1846 wurde er in Wuppertal-Elberfeld durch den Lehrer Johann Gregor Breuer gegründet. Neben dem Ersten Kaplan Johann Joseph Xaver Steenaerts wirkte auch Adolph Kolping als Zweiter Kaplan bei der Beratung der Vereinssatzung mit. Vorübergehend wurde der Name ‚Gesellenverein‘ in ‚Jünglingsverein‘ geändert. Gründungsdatum war der 6. November 1846. Im Mai 1847 wurde Adolph Kolping als Nachfolger von Steenaerts zum Präses gewählt. Im Zusammenschluss Gleichgesinnter und im Miteinander mit begeisterungsfähigen jungen Menschen einfacher Volksschichten erkannte Adolph Kolping, dass sein Interesse weniger einer wissenschaftlich-theoretischen Blickrichtung galt, sondern dass seine Begabung im volkstümlichen Umgang lag, dass eine Art ‚Volksprofessur‘ das für ihn geeignete Mittel sei, junge Handwerksgesellen zu besserer Allgemeinbildung zu verhelfen, und damit zur Bewältigung persönlicher Nöte und sozialer Probleme zu befähigen.
Dass Adolph Kolping mit seiner Selbsteinschätzung und mit seiner Beurteilung der sozialen Lage der Handwerksgesellen sowie der Ungerechtigkeiten der beginnenden ersten ‚industriellen Revolution‘ zu einem bedeutenden Sozialreformer im 19. Jahrhundert wurde, ist jedem Historiker geläufig und weltweit anerkannt. Kolping spürte, dass die Verbreitung der Gesellenvereine seine eigentliche Lebensaufgabe sei. Berufliche Tüchtigkeit allein reichte zur Lebensbewältigung nicht aus.
Deshalb strebte Kolping in seinen Gesellenvereinen nach Gemeinschaft und Geborgenheit, Förderung der allgemeinen, berufsbezogenen und religiösen Bildung, ergänzt durch Pflege der Geselligkeit. Persönliche Tüchtigkeit, Mut zum praktischen Christentum, Hinführung zu einem gesunden Familienleben, letztlich sozialer Wandel durch positive Veränderung des Menschen waren die Ziele Adolph Kolpings. Sie sind es bis heute im Kolpingwerk geblieben.
Kolping ließ sich nach Köln versetzen. Als junger Domvikar berief er am 6. Mai 1849 die Gründungsversammlung des ersten Kölner Gesellenvereins ein. Zwar waren nur wenige Gesellen gekommen, doch Kolping ließ sich nicht entmutigen. Der Erfolg gab ihm Recht; bereits ein halbes Jahr später zählte der Kölner Gesellenverein über 500 Mitglieder. Kolping ging auf die Menschen zu. Könnte das heutzutage nicht Ansporn sein, angesichts stagnierender Mitgliederzahlen, zunehmender Überalterung, vielfachem Desinteresse bei jüngeren und mittleren Jahrgängen, persönlich, gezielt und engagiert im eigenen Umfeld zu werben? Wir brauchen nicht zu verzagen, auch wenn vielfältige Angebote zeitweise nur wenig Resonanz finden.
Nachdem noch im gleichen Jahr 1849 in Düsseldorf ein dritter Gesellenverein gegründet wurde, fand bereits 1850 die erste Generalversammlung des ‚Rheinischen Gesellenbundes‘ und 1851 die Umbenennung in ‚Katholischer Gesellenverein‘ statt. Damit war der Weg frei für einen Verband aller bestehenden und künftigen Katholischen Gse1lcnvereine. Aufgrund der vielen Initiativen Adolph Kolpings vor Ort entstanden in rascher Reihenfolge in vielen anderen Städten weitere Gesellenvereine. Als Adolph Kolping am 4. Dezember 1865 im Alter von nur 52 Jahren nach schwerer Krankheit starb, waren mehr als 400 Gesellenvereine in Deutschland und in vielen Ländern Europas entstanden.
Das Internationale Kolpingwerk ist heute in aller Welt hochgeschätzt und anerkannt. Die Grundprinzipien der katholischen Soziallehre Personalität, Solidarität und Subsidiarität — entsprechen dem christlichen Menschenbild. In der Verantwortung für die kommenden Generationen lässt sich die Expansion der Idee Adolph Kolpings von diesen Prinzipien leiten. Kolpingschwestern und Kolpingbrüder setzen sich auch heute noch für die Gestaltung einer menschenwürdigen Welt ein.
Drei Generationen Gesellenverein in Oberursel, drei Kriege in Europa und weltweit
Die Ideen, die Erfolge Adolph Kolpings und das segensreiche Wirken der Gesellenvereine waren auch nach Oberursel gedrungen. Hier wurden seit 1870 Versuche unternommen, einen Katholischen Gesellenverein zu gründen. Die 70er Jahre im 19. Jahrhundert aber waren politisch und religiös eine sehr unruhige Zeitepoche. Um 1870 strebten die vielen deutschen Kleinstaaten die politische Einigung an, das Volk forderte demokratische Rechte ein. Durch die erste Industrialisierung wurde die ungelöste ‚Soziale Frage‘ immer offenkundiger.
Der jahrhundertelange Zwist um Elsass-Lothringen eskalierte zum Deutsch-französischen Krieg von 1870/ 71. Das deutsche Kaisertum war neu entstanden, durch die Reichsgründung wurde die Vereinheitlichung von Rechtspflege, Verkehrswesen, Maßen, Gewichten und Münzen, ja des ganzen Wirtschaftslebens möglich. Es entstanden politische Parteien, z. B. Konservative, Liberale, Sozialdemokraten. Liberalismus und Marxismus rivalisierten um die Vormachtstellung und um die Gunst der Bevölkerung. Hinzu kamen Sp4nnungen zwischen Staat und katholischer Kirche. Das Kaisertum gab sich betont protestantisch, Bismarck löste den ‚Kulturkampf‘ aus, die katholische Zentrumspartei, der Jesuitenorden, viele katholische Geistliche — Bischöfe und Priester — wurden vom Staat verbannt oder behindert. So konnten die mehrfachen Versuche, in Oberursel einen Katholischen Gesellenverein zu gründen, erst am 27. Mai 1877 zum Ziel geführt werden.
Auszüge aus Chroniken und Protokollen von 1877
In der vorhandenen Chronik von 1877 bis 1934 hat der spätere Vizepräses Alfons Mayer die ersten zehn Jahre von 1877 bis 1886 zusammengestellt. Aus dem Protokollbuch zitiert er für das Jahr 1877:
Gott segne das ehrbare Handwerk. Mit diesem, vom seligen Vater Kolping her stammenden schönen Gruß traten am 27ten Mai 1877 vier Handwerksgesellen zur Gründung eines Gesellenvereins in hiesiger Stadt zusammen. Ihre Namen sind nach der alten Mitgliederliste: Karl Weiler aus Zell bei Baden-Baden seines Zeichens Seiler Karl Sabel von hier Lithograf Julius Bemann von Eichstätt Bäcker und Peter Pies aus Koblenz vom edlen Schneidergewerbe
Hochwürden Herr Pfarrer Tripp übernahm gnädigst die Leitung des jungen Vereins als Präses. Es fanden sich noch mehrere Gleichgesinnte Gesellen hinzu, so dass der Verein am Ende des Jahres 1877 17 aktive Mitglieder zählte. Bald siedelte der Verein aus dem Gründungslokal ‚Zum Schwanen‘ in den Frankfurter Hof über wo Herr Lehrer Schreiber die ersten Unterrichtsstunden in Buchführung, Herr Lehrer Höhler die Gesangsstunden leitete. Als erster Senior fungierte Karl Weiler, dem nach seiner Abreise Heinrich Kern und diesem am 9. September Karl Sabel folgte. Anfang Januar 1878 zog dann der Verein mit Sack und Pack in den ‚ Taunus‘ über, in welchem Lokal er dann mehrere Jahre verblieb.
Drei Tage nach der Gründungsversammlung fand eine weitere Versammlung statt, über die das Protokoll aussagt:
Geschehen in Oberursel am 30. Mai 1877. Der versammelte Verein beschließt, dass den zugereisten Mitgliedern des Katholischen Gesellenvereins in den Gaststätten ‚Hirsch‘, ‚Adler‘ und ‚Rose ‘Abendessen, Nachtlager und Frühstück vom hiesigen Lokalverein gestellt werden sollen. Das jährliche Stiftungsfest soll gefeiert werden, den 27. Mai d. h. dem darauf folgenden Sonntag. Die Mitglieder des Vereins, welche den Antrag auf Gründung desselben gestellt haben, sind: Karl Weiler Karl Sabel, Julius Bemann, Peter Pies. Außerdem sind bei Gründung des Vereins beigetreten: Heinrich Kern, Anton Meister, Georg Wolf Nikolaus Jamin, Georg Meister Conrad Ruppel, Ludwig Wesel, Friedrich Krämer Heinrich Zweifel, Ernst Gietzel, Ernst Kretzmar. Alle Gesellen, die in Zukunft dem Verein beitreten wollen, sind gehalten, Eintrittsgeld zu bezahlen und werden als Taxe 50 Pf gesetzt. Als Beitrag bezahlen die Mitglieder monatlich 20 Pf
Der Vorstand: Karl Sabel Zur Beglaubigung: Karl Weiler Tripp, Präses
Die ersten Jahre des Bestehens
Alle schriftlichen Aufzeichnungen berichten über ein reges Vereinsieben von Anfang an. Die Ziele Adolph Kolpings wurden voll verwirklicht, und die Grundhaltungen des ‚Gesellenvaters‘ prägen noch heute die Arbeit im Kolpingwerk:
Gläubigkeit und Selbstvertrauen, Lebensernst und Freude, Eigenverantwortung und Solidarität, Geschichtsbewusstsein und Fortschrittswille.
Damals schon gab es Bildungs- und Unterrichtskurse für Gesellen und Meister, die Gründung einer Sparkasse, eine Bücherei, Fahnenweihe, Feste, Feiern, eine Gesangsabteilung.
1878 war das Dreikaiserjahr. Auf den Großvater folgte der Sohn für nur 99 Tage, danach bestimmte der Enkel, Wilhelm II., für viele Jahre das staatspolitische Geschehen in Deutschland. War es Zufall, dass gut 100 Jahre später— genau ein Jahr nach dem 100-jährigen Vereinsjubiläum 1978 — ein ‚Dreipäpstejahr‘ war?
Auf Paul VI. folgte Johannes Paul I., ihm waren nur 33 Tage Pontifikat vergönnt. Der ‚polnische‘ Papst Johannes Paul II. führt danach über zwei Jahrzehnte die römisch-katholische Kirche.
Wenn es auch Bismarck unter dem ‚jungen‘ Kaiser nach 1878 gelang, die Auseinandersetzungen mit der Kirche zu beenden und sich unter Leo XIII. mit dem Vatikan zu verständigen, die Folgen wirkten noch lange im kirchlichen und im Vereinsleben nach. Da ist es erstaunlich, dass das Leben in den Abteilungen und Neigungsgruppen des Oberurseler Gesellenvereins kräftig pulsierte, sodass der Verein bis zum 25-jährigen Jubiläum nach innen und außen gewachsen war.
Die Zeit vor, während und nach dem 1. Weltkrieg
Die Jahre zwischen 1902 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 waren ebenfalls von einem aktiven Vereinsleben gekennzeichnet. Familienabende, Ausflüge und Unterrichtskurse fanden statt. Neben der Gesangsabteilung wirkten jetzt noch eine Turnabteilung und ein Trommler- und Pfeiferkorps. 1913 zählte der Verein 46 ‚aktive‘ (gemeint jüngere) und 110 ‚passive‘ (verheiratete, selbst-ständige und ältere) Mitglieder. Von den 46 aktiven Mitgliedern waren 36 Fabrikarbeiter. Die Gründungsgeneration war eher innenpolitischen Kämpfen ausgesetzt, die nachfolgende Generation erlebte den Ersten Weltkrieg. Wer wie die Verfasser dieser Chronik die Notzeiten und Schrecken des Zweiten Weltkriegs miterlebt hat, der kann es ermessen, wie schwierig die Aufrechterhaltung des Vereinslebens zwischen 1914 und 1920 war. 1916 waren 36 aktive Mitglieder im Kriegsdienst, 18 in der Heimat. Das erste Mitglied war bereits am 1. September 1914 gefallen; am Schluss waren es 12 Gefallene und vier Vermisste.
Erst 1920 begann eine neue Phase des Aufschwungs. Doch waren bis zum 50-jährigen Vereinsjubiläum 1927 viele Hürden zu nehmen: Reparationen, Inflation, Destabilisierung. Die vielen Aktivitäten, über die frühere Chroniken berichten, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Jahre vor der Machtergreifung Hitlers 1933 dem Verein manche Sorge brachte.
Viele der damaligen Zeiterscheinungen begegnen uns heute wieder: Verbreitete Arbeitslosigkeit und Armut, wirtschaftliche Rezession, links- und rechtsextremistische Auswüchse, Hassparolen, Verleumdungen kirchlicher und politischer Gegner, politisch motivierte Attentate, Krisen in Landwirtschaft, Handwerk und Industrie, Korruption und Vetternwirtschaft, Unsicherheit und Zukunftsangst, Heils- und Unheilspropheten usw. Natürlich sind heute die Erscheinungsformen anders, nicht nur von innen, sondern auch von außen gesteuert. Die Demokratie war damals nur wenig im Volk verankert, heute gilt sie als gefestigt.
Der Beginn des 3. Reiches
Auch wenn zunächst Zeichen einer wirtschaftlichen und kulturellen Erholung sichtbar waren, gegen Ende der zwanziger Jahre konnte von einer ‚heilen Welt‘ keine Rede sein. Der damalige Chronist schrieb vor 70 Jahren: ‚Das Jahr 1932 war ein Wahljahr das Jahr 1932 war ein schweres Jahr Ein Ereignis jagte das andere. Wo soll das noch hinführen? Gott und Vater Kolping mögen mit uns sein, dass unser Volk den rechten Weg findet‘. Wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Oberurseler Kolpingmitglieder arbeitslos war, dass auf dem Gesellentag 1933 in München alle öffentlichen Kundgebungen und Bannerzüge verboten wurden, Gesellen Misshandlungen der Nazis ausgesetzt waren, Parteien sich selbst auflösten oder verboten wurden, ‚nicht genehme‘ Bürger ohne Prozess und Urteil in Konzentrationslagern verschwanden, kann man sich ein Bild von der Stimmung in den katholischen Gruppierungen machen.
Wer in der ehemaligen DDR groß geworden ist, kann das weitaus besser nachvollziehen als Menschen im demokratischen Westen. Diese Generation weiß noch von Schikanen, Verboten, Behinderungen und Herausforderungen, Aufhebung von Klöstern, Schauprozessen gegen Geistliche, von Aktionen der ‚Gestapo‘ gegen die katholische Jugend in Oberursel, Verhören, Verhaftungen, Beschlagnahmungen, auch im Pfarrhaus. Präses Kaplan Will, Jean Happel, Dr. Josef Messerschmidt, Josef Risse, Josef Zweifel und weitere ehemalige Mitglieder der Zentrumspartei waren zeitweilig in Haft. Man darf auch die NS-Ideologie nicht vergessen, die Lehre von ‚Blut und Boden‘, den Rassenwahn, die Zwangsmitgliedschaft in der Hitler-Jugend, im BDM. Alle freien Jugendverbände waren 1935 aufgelöst worden, so auch die ‚Deutsche Jugendkraft‘ in Oberursel, die sich zum großen Teil aus Kolpingmitgliedern zusammensetzte; deren Sportgeräte wurden enteignet. — Da ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Kolpingaktiven drastisch zurückging und die Standhaften in Gewissensnot, Angst und Anfechtung brachte.
Vom Katholischen Gesellenverein zur Kolpingsfamilie
Im Jahre 1930 wurden die Ortssatzungen der Gesellenvereine durch das ‚Kölner Generalstatut‘ grundlegend geändert. Noch rechtzeitig wurde nicht nur der ‚Katholische Gesellenverein‘ in ‚Deutsche Kolpingsfamilie‘ umbenannt, sondern auch die Struktur dadurch geändert, dass die aktiven Mitglieder (das waren die Jüngeren) zur so genannten Gruppe Kolping und die Altmitglieder (Verheiratete, Selbstständige, usw.) zur Gruppe Altkolping wurden und beide zusammen jetzt die Kolpingsfamilie bildeten. Der alte Gruß ‚Gott segne das ehrbare Handwerk‘ wurde durch ‚Treu Kolping‘ ergänzt und vielfach vollkommen ersetzt. Auf Kölner Weisung wurden im Oktober 1933 alle Vorstandsmitglieder abgesetzt, der Präses musste fortan die Vereinsführer ‚ernennen‘. Tatsächlich haben die Mitglieder weiter gewählt und der Präses hat aus den Gewählten die Führungspersonen er-nannt. Dass es so die ‚alten Männer‘ in der ‚alten Gesinnung‘ waren, war auch in Oberursel Gebot der Stunde. Die Protokolle der Vorstandssitzungen aus den Jahren 1933 und 1934 sind sehr knapp und wahrscheinlich zum Teil nachgetra-gen. Im kurzen Protokoll der Vorstandssitzung vom 17. Juli 1933 steht unter Punkt 3: ‚Unser Vermögen ist bedingungsweise an die Pfarrgemeinde verschenkt.‘ Ein Satz aus schwieriger Zeit, der wohl keiner Kommentierung bedarf.
Im katholischen Raum war die Gegnerschaft zur NS-Zwangsherrschaft sehr verbreitet, aber auch in evangelischen Kreisen war es die ‚Bekennende Kirche‘, die Widerstand leistete und große Opfer brachten. Das kirchliche Leben - nicht nur in Oberursel - hatte allerdings auch neue Impulse empfangen. So hatte sich aus der Jugendbewegung heraus die ‚Gemeinschaftsmesse‘ entwickelt. Hier wurde nicht vornehmlich in lateinischer Sprache, sondern auch in der deutschen Sprache Gottesdienst gefeiert. Ein neues Liederbuch, das ‚Kirchenlied‘, war noch lange nach 1945 in Gebrauch. Man sollte einmal die verhüllten ‚trotzigen Texte‘ gegen die gottlose Naziherrschaft rückwirkend lesen! In Oberursel war in den letzten Kriegsjahren die ‚Gemeinschaftsmesse der Jugend‘, dienstags um 5.30 Uhr. Natürlich war nicht allen bewusst, dass hier eine ‚politische Dimension‘ hineinspielte.
Von der Kolpingsfamilie zum Internationalen Kolpingwerk — Aufbruch und weltweite Öffnung
Im Protokollbuch der Kolpingsfamilie Oberursel sind Aufzeichnungen bis zur Generalhauptversammlung vom 2. Januar 1938 enthalten. Danach fehlen weitere Eintragungen. Gesondert ist ein mit Maschine geschriebenes Protokoll, das nicht unterschrieben ist und verschiedene handschriftliche Änderungen enthält, von der Generalversammlung vom 29. Januar 1939 vorhanden. In ihm werden 31 Mitglieder Gruppe Kolping und 76 Mitglieder Gruppe Altkolping genannt.
Die erste Generalversammlung nach dem Krieg fand am 7. April 1946 im ‚Hirsch‘ statt.
In diesem Protokoll heißt es u.a.: Das Protokoll der letzten Generalversammlung von 1939 konnte nicht vorgelesen werden, da es im Protokollbuch nicht eingetragen war 1939 war das öffentliche Auftreten der Kolpingsfamilie verboten. Aus diesem Grunde wurden keine Eintragungen gemacht.
In dieser Generalversammlung von 1946 gab der seit dem 24. Januar 1937 im Amt befindliche Senior Alfons Sehr einen ‚Bericht über die Vereinstätigkeit der Kolpingsfamilie von 1939 bis 1946‘. Wegen der historischen Bedeutung und der erwähnten Namen wird dieser Bericht im Folgenden wörtlich zitiert:
Bericht des Seniors in der ersten Generalversammlung nach dem 2.Weltkrieg
Seit der letzten Generalversammlung am 29. Januar 1939 sind nun schwere Kriegsjahre ins Land gegangen. Eine lange Zeit, reich an Entbehrungen, Mühen und Opfern, auch von Enttäuschungen und Sorgen, aber auch an Zukunftshoffen und Gottvertrauen.
Am heutigen Tage nun wollen wir Rechenschaft geben von unserem Wirken und Schaffen, wir wollen den Blick rückwärts wenden, um das Vergangene zu überschauen und zu prüfen. Wir wollen für uns auch die vielen Hindernisse, die sich unserem zielbewussten Voranschreiten entgegenstellten, klar herausstellen, damit es jeder von uns mit ganzer Seele erkennen kann, wie es um uns steht und wohin jetzt unser Wegfährt. Aus diesem Grunde sprechen wir heute in dieser Stunde ein freies und offenes Wort von Mann zu Mann. Wir haben nichts zu verheimlichen oder umzudeuteln.
Mitgliederstand vom 1. 1. 1939 110 22 unterstützende Mitglieder 182 Im Krieg gefallen 10 im Krieg vermisst 4 in der Heimat verstorben 17 In Gefangenschaft 19 Heute zählen wir 105 Mitglieder
Die Namen der im Krieg Gefallenen sind: 1) Anton Rohrmann, 2) Eugen Kunz, 3) Peter Acker 4) Georg Schulte, 5) Georg Stück, 6) Dieter Stück, 7) Josef Jörges, 8) Emil Zweifel, 9) Ludwig Kirsch, 10) Anton Noll (Anm.: später nachgetragen).
Die Vermissten: 1) Heini Ruppel, 2) Anton Klug, 3) Franz Diemert, 4) Wilhelm Jörges.
In der Heimat verstorben sind: 1) Martin Klee, 2) Peter Hennrich, 3) Konstantin Fell, 4) Martin Bernhard, 5) Hans Wittemann, 6) Josef Endlein (Anm.: später gestrichen), 7) Adrian Bär 8) Ferdinand Ortel, 9) Walter Sant (?)‚ 10) Franz Büchner 1]) August Helfrich, 12) Franz Mann, 13) Jakob Schlegel, 14) Anton Netz sen., 15) Ignatz Pichler 16) Ludwig Staudt, 17) Franz Klug.
Wir Gedenken in kurzem Gebet unserer Toten und Vermissten.
Noch in Gefangenschaft sind: 1) Josef Backenstraß, 2) Franz Feldmar 3) Josef Kunz, 4) Martin Koch, 5) Jakob Ott, 6) Josef Trapp II, 7) Arnold Meister, 8) Hans Jörges, 9) Franz Klug jun., 10) Jean Happel, 11) Anton Netz jun., 12) Franz Acker 13) August Becker, 14) Franz Willigens, 15) Franz Weber, 16) Heinrich Müller 17) Phillip Sterzel, 18) Josef Best, 19) Jean Steinmetz.
Hoffen wir alle, dass es ihnen gut geht und bitten den Herrgott darum, auch sie bald in die Heimat zu ihren Lieben zu schicken. So manches Mal werden sie schon an die Kolpingsfamilie gedacht haben. Wären sie zu Hause, dann würde heute keiner hier fehlen. Sie waren doch alle Mitglieder, die in schwerer Zeit treu zum Kolpingwerk standen. Hoffen wir dass der Tag nicht mehr allzu fern ist, dass auch sie wieder in unserer Mitte sein können.
Aus Anlass der 5ojährigen Mitgliedschaft wurden geehrt: 1) Nikolaus Burkhard, 2) Nikolaus Mag, 3) Nikolaus Schirmer 4) Jean Steinmetz.
Aus Anlass der 25jährigen Mitgliedschaft wurden geehrt: 1) Josef Baldes, 2) Karl Brüderle, 3) Josef Borzner 4) Nikolaus Esch, 5) Franz Friedrich, 6) Wilhelm Heil, 7) Valentin Hett, 8) Heinrich Kurz, 9) Jakob Kurz, 10) Wilhelm Müller 11) Josef Pichler 12) Willy Scheib, 13) Ludwig Steyer, 14) Andreas Steyer 15) Georg Schneider 16) Nikolaus Zentgraf 17) Franz Weber, 18) Friedrich Bors.
Mit Termin September 1945 wurde unser Hochw. Herr Präses, Herr Kaplan Höckel, nach Frankfurt versetzt. Er hatte doch die 8 Jahre seines Hier seins die Geschicke der Kolpingsfamilie geleitet. In dieser Stunde sei ihm ein Wort des Dankes gesagt.
Wenn auch während der Kriegsjahre die aktive Vereinstätigkeit ruhte, so rührte es wohl daher dass eine große Anzahl Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen waren. Diejenigen, die noch zu Hause sein konnten, waren an ihrer Arbeitsstätte so eingespannt, dass sie neben ihren privaten Verpflichtungen kaum noch Zeit hatten. In der Hauptsache war es wohl der Grund, dass in der Kolpingsfamilie verboten war, öffentlich aufzutreten. Es war ja das Ziel der Machthaber von den vergangenen 12 Jahren, das Religiöse ganz in die Enge zu treiben. Ja es passte ihnen überhaupt nicht mehr So schwer das ganze Geschehen heute noch auf uns lastet, wäre es anders gekommen, dann könnte die Kolpingsfamilie heute noch keine Versammlung halten.
Es soll und muss uns eine Lehre für die Zukunft sein. Wir brauchen nur nach dem Glauben unseres großen Priesters Adolph Kolping zu leben, dann gehen wir schon den richtigen Weg. Wer von uns kennt das große Wort in seiner Entstehung! Sind wir heute nicht wieder an einer Zeiten wende, wo der Mahnruf von Kolping uns ans Ohr dringen muss. Betrachten wir das Kolpingdenkmal zu Köln. Inmitten der Trümmer steht es, wie wenn es uns zurufen würde ‚haltet mir die Treu!
Mit diesem Gedanken wollen auch wir den Aufbau beginnen. Treu Kolping Alfons Sehr, Senior
Die ersten Nachkriegsjahre
Der ‚Aufbau‘ wurde zum ‚Aufstieg‘ in jeder Hinsicht, beschwerlich aber doch er-folgreich. Die Zahl der Mitglieder wuchs ständig, die Gesangsabteilung nahm ihre Arbeit wieder auf, auch der Spielmannszug war wieder aktiv geworden. Die ersten Jahre nach Kriegsende waren für die meisten einfachen ‚Normalverbraucher‘ Hungerjahre. Noch bis zur Währungsreform 1948 gab es Lebensmittelkarten, die zwar die Zuteilung zum Überleben regelten und — gegenüber dem ‚Schwarzen Markt‘ die Preise künstlich niedrig hielten, doch irgendwie musste viel hinzu ‚organisiert‘ werden. Bezugsscheine regulierten die Verteilung der knappen Sachwerte wie Kleidung, Schuhe, Haushaltsgüter, Heizmaterial. Wenn z. B. im Winter die Zusammenkünfte in einem halbwegs warmen Lokal stattfinden sollten, musste jeder Brennholz oder ein Brikett mitbringen. Wer das selbst nicht erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass trotz aller äußeren Widrigkeiten die Vereinsaktivitäten pulsierten und wuchsen. Vielleicht waren es gerade die Unterversorgung, das Fehlen einer Reizüberflutung und eines Überangebotes von Ablenkungsmöglichkeiten und ein Nachholbedarf, die das Vereinsleben — nicht nur der Kolpingsfamilie — beflügelten.
Neben den üblichen Initiativen wirkten vor allem Mitglieder der Kolpingsfamilie bei Laienspielen, Karnevalsveranstaltungen, ja sogar bei Operettenaufführungen in Oberursel mit.
Große Kriegsschäden waren in Oberursel nicht zu verzeichnen. Aber überall im Land mussten Wohnungen für Heimatvertriebene, Ausgebombte aus Frankfurt, Ostzonenflüchtlinge usw. beschafft werden. Mit Zusammenrücken allein war es nicht getan, auch ‚Behelfsheime‘, bessere Baracken, konnten keine Dauerlösung bleiben. Mehrere Mitglieder der Kolpingsfamilie und Angehörige der Pfarrei St. Ursula haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen und errichteten in Selbsthilfe und in Zusammenarbeit mit dem Gemeinnützigen Siedlungswerk und unter örtlicher Bauleitung von Thomas Wietschorke eine Siedlung, in der 24 Familien ein eigenes Heim fanden. Man war es gewohnt Hand anzulegen, so auch 1952 beim ersten Bauabschnitt des Pfarrheims in der Taunusstraße (heute Altkönigstraße). Jetzt hatten die Oberurseler Kolpingssöhne auch ein eigenes ‚Vorstandszimmer‘.
Die Währungsreform 1948 war der Auftakt für das deutsche ‚Wirtschaftswunder‘. Auch in politischer Hinsicht ging es aufwärts, die junge Demokratie entfaltete und festigte sich permanent, Radikale von Rechts und Links hatten keine Chance. In Europa bahnte sich eine Verständigung und Versöhnung zwischen den Siegermächten und den Besiegten des Zweiten Weltkriegs an. Auch die Kirchen konnten wieder frei arbeiten, die kirchlichen Vereine und Verbände wurden in der Öffentlichkeit mehr und mehr präsent und prägend.
Die großen Veränderungen in Deutschland und Europa können hier nur angedeutet werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren Ostpreußen und die Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie vom ehemals Deutschen Reich abgetrennt worden. Die deutschen Einwohner wurden — sofern sie nicht vorher geflüchtet waren — von Russen, Polen, Tschechen vertrieben. Russland hatte Ostpreußen und den Ostteil Polens an sich gerissen und im gleichen Zuge die polnische Bevölkerung aus den annektierten Gebieten in das jetzt polnische Ober- und Niederschlesien ‚umgesiedelt‘.
Der Rest Deutschlands wurde von Amerikanern, Briten, Franzosen und Sowjet-Russen besetzt. Aus diesen Besatzungszonen wurden nach und nach verschiedene Großgebiete und Zusammenschlüsse in wirtschafts- und währungspolitischer Hinsicht, die 1949 zur Gründung der Bundesrepublik und der DDR führten. Anfangs gab es noch auf Schleichwegen eine ‚grüne Grenze‘, nach der Errichtung des Eisernen Vorhangs und besonders dem Bau der Berliner Mauer 1961 waren aber kaum noch Kontakte zwischen West- und Ostdeutschland möglich. Damit waren nicht nur Staatsgebiete, Kommunen und Bistümer auseinander gerissen, auch die persönlichen, verwandtschaftlichen Bindungen und Verbindungen waren erheblich erschwert. Das wirkte sich auch auf die Kolpingsfamilie aus. Der ‚Kalte Krieg‘ zwischen Ost und West hielt die Welt jahrzehntelang in Atem. Die Lebensverhältnisse in der westlichen Hemisphäre wurden in materieller Hinsicht immer besser; der Osten wurde immer ärmer. Jeder weiß, dass dies nicht nur vorteilhaft war. Auch heute, 12 Jahre nach dem Scheitern des Sowjetkommunismus und der Wiedergewinnung der politischen Einheit Deutschlands, ist die Diskrepanz, bedingt durch die über 40 Jahre unterschiedlichen Wirtschaftssysteme, noch immer greifbar.
75 Jahre Kolpingwerk in Oberursel
Diese Überschrift war das Thema am Begrüßungsabend beim Jubiläum im Juni 1952. Im Verlauf der vielen Veranstaltungen waren sowohl Mitglieder als auch prominente Bürger wie Dr. Werner Hilpert, Dr. Hans Ott, August Kunz und Msgr. Hans Seidenather Festredner. Die Gottesdienste fanden nicht nur in St. Ursula, sondern auch auf der Bleiche statt. Weltlich gefeiert wurde in der Turnhalle in der Korfstraße (ehemals Gartenstraße).
Im Jubiläumsjahr und in der darauf folgenden Zeit war die Oberurseler Kolpingsfamilie neben der alltäglichen Vereinsarbeit bei mehreren Großveranstaltungen führend. Hier sei nur auf die Theateraufführungen auf dem Kirchplatz vor St. Ursula ‚Jedermann‘, ‚Das Salzburger Große Welttheater‘, ‚Gericht bei Nacht‘ und das Spiel von der ‚Urseler Glocke‘ verwiesen. Geselligkeit und Humor kamen auch in den 50er und 60er Jahren nicht zu kurz. ‚Ursells Narrengericht‘ und ‚Bayrischer Abend‘ des Spielmanns- und Fanfarenzuges waren immer gut besucht und beliebt.
Tagesausflüge in die nähere und weitere Umgebung wurden von vielen Kolping-Freunden dankbar angenommen.
Die Oberurseler Kolpingsfamilie hat schon früh begonnen, Projekte außerhalb der Heimatstadt zu unterstützen. Der bescheidene Beginn in den 50er Jahren hat bis heute eine weltweite Ausdehnung erfahren. Hiervon wird an anderer Stelle der Chronik noch die Rede sein.
Der Kolpingchor und der Musikzug sind aus der Öffentlichkeit nicht mehr weg zudenken. Über ihr Wirken und Selbstverständnis wird ebenso ein jeweils eigener Abschnitt berichten.
100 Jahre Kolpingpräsenz in Oberursel
Die 25 Jahre zwischen den Jubiläen von 1977 und 2002 waren eine sehr unruhige Zeit, was sowohl die Veränderungen im politischen als auch im kirchlichen Raum betrifft. Als der Oberurseler Gesellenverein gegründet wurde, waren seine Mitglieder Bürger EINER Stadt und Angehörige EINER Pfarrei: Stadt Oberursel, Pfarrei St. Ursula. Bommersheim war zwar bereits 1929 in die Kernstadt eingemeindet worden, seit 1972 — also fünf Jahre vor unserer 100-Jahr-Feier—, waren die ehemals selbstständigen Dorfgemeinden Oberstedten, Stierstadt und Weißkirchen mit Oberursel zu einer politischen Großgemeinde — zur ‚Stadt Oberursel‘ — zusammengeschlossen worden.
Heute sind die Kolpingmitglieder nicht nur in der Kernstadt und in den Stadtteilen ansässig, sie gehören sieben katholischen Pfarreien an: St. Ursula, Liebfrauen, St. Aureus und Justina, St. Hedwig, St. Petrus Canisius, St. Crutzen und St. Sebastian. Die Pfarrgemeinden sind noch selbstständig, aber sie haben mancherorts keine eigenen Pfarrer mehr. Viele Gemeinden werden von ‚Bezugspersonen‘ betreut, das kann ein Diakon sein, häufiger sind es theologisch ausgebildete Laien-seelsorger. Die wenigen geweihten Priester sind zu stark belastet und müssen sich zu sehr den Eucharistiefeiern und der Sakramentenspendung widmen. In den ‚Pastoralen Räumen‘ werden sie ‚verteilt‘ und vielfach überfordert; der Klerus im gesamten Bistum ist überaltert. Das war 1977 noch nicht der Fall.
Noch hat die Oberurseler Kolpingsfamilie einen Priester als Präses: Ordinariatsrat Hans Wiedenbauer, der in den 80er Jahren auch zeitweilig Diözesanpräses war. Pfarrer Gottfried Perne wirkt noch als Vizepräses. In anderen Gemeinden versieht manchmal ein Diakon das Amt. Wo aber, wie es immer öfters geschieht, kein Kleriker verfügbar oder interessiert ist, werden Laien als ‚Beauftragte für den pastoralen Dienst‘ eingesetzt. Das muss kein Nachteil sein.
Aber trotz aller Rechte und Pflichten eines ‚echten‘ Präses fehlen priesterliche Vollmachten. Und gerade das wäre oftmals notwendig.
Wenn man sich rückblickend mit der Festfolge anlässlich des 100-jährigen Jubiläums befasst, spürt man die Begeisterung der Initiatoren und die Bereitschaft der Vereinsmitglieder, bei der Verwirklichung mitzuwirken. Die Vielgestaltigkeit der Veranstaltungen wurde mit großem und breitem Interesse angenommen und brachte die Oberurseler Kolpingsfamilie kraftvoll in das Bewusstsein der Bürger, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Stellvertretend für alle Organisatoren und Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen sei hier der Vorsitzende Robert Dötzel namentlich genannt. Er hat danach den Ortsverein noch bis März 1985 geführt. 22 Jahre hat er zunächst als Vizepräses, dann als Vorsitzender — das Erscheinungsbild der Oberurseler Kolpingsfamilie geprägt.
Seine unvergessene 1984 früh verstorbene Frau Margot hat ihn dabei als ‚Kolpingfrau‘ still und bescheiden im Hintergrund unterstützt und segensreich gewirkt.
Am 27. März 1985 war mit der Wahl von Georg Friedrich als Nachfolger von Robert Dötzel zum Vorsitzenden ein Generationenwechsel vollzogen. Auch die Präsides waren jünger geworden, Norbert Leber und Rainer Prade waren rührige und engagierte Kapläne. Das war vor allem für die Jugendarbeit bei den in Ausbildung und Beruf stehenden Jugendlichen spürbar. Neben der KJG gab es wieder eine neue aktive Kolpingjugend. Die älteren Jugendlichen waren von 1977 an von Norbert Radgen betreut worden.
Auf dem Weg zum Dritten Jahrtausend
Im Jahr nach dem 100-jährigen Vereinsjubiläum trat Pfarrer Einig vom Amt des Ortspräses der Oberurseler Kolpingsfamilie zurück. Die Last der Arbeitsleistungen, die ihm durch die Leitung von drei ehemals selbstständigen Pfarreien mit zuvor jeweils eigenem Priester aufgebürdet wurde, war für ihn zu viel geworden.
Kaplan Norbert Leber wurde zum Nachfolger gewählt.
Noch gab es einen Männereinkehrtag, der immer gut besucht war. Hier gab es immer wieder ein Auf und Ab. 1979 traf man sich gelegentlich zu einem Frühschoppen nach dem Gottesdienst. Diese Tradition ist bald eingeschlafen, ab und zu wurde zu einem Dämmerschoppen im Rahmen von Gesprächen mit einem Priester oder dem Präses eingeladen. Solche Veranstaltungen gibt es noch heute, vor allem nach den Kolping-Mai- und Rosenkranzandachten.
Ein Kolpingabend mit dem damaligen Diözesanpräses Pater Otto Weber fand regen Zuspruch und es kam wieder ein neuer Aufschwung. Der Männereinkehrtag war jetzt zu einem Familieneinkehrtag im Advent geworden. Erstmalig haben die Kolpingfrauen für das gemeinsame Frühstück gesorgt. Dabei hatte sich gezeigt, dass sie vor allem durch die ‚Nacharbeiten‘ größtenteils vom ersten Referat ferngehalten waren. Deshalb fanden die Einkehrtage in den nächsten Jahren im Johannisstift nach der Eucharistiefeier in der Klosterkirche und dem anschließenden Frühstück bei den Schwestern statt. Heute begeht man den Besinnungstag wieder im Pfarrer-Hart-mann-Haus, z. T. mit eigener Tischmesse oder mit der Einbindung in einen Gemeindegottesdienst und dem Kolpinggedenktag am 1. Dezemberwochenende.
Anfang der 80er Jahre fuhr man zweimal mit einem Bus zu einem Familien-Wochenende nach Herbstein. Berufschulpfarrer Eugen Kutzka aus Hünfeld hat das zweite Familienwochenende zusammen mit Fritz Schildt gestaltet und uns später anlässlich eines Familienausfluges durch Fulda geführt.
Das Jahr 1985 war in vieler Hinsicht ereignisreich. Im März übernahm Georg Friedrich den Vorsitz der Oberurseler Kolpingsfamilie von Robert Dötzel, Präses Kaplan Prade wurde nach Katzenelnbogen als Diaspora-Pfarrer versetzt, Pfarrer Einig ging in den Ruhestand. Erstmalig konnte eine Kindergruppe gebildet werden.
Das Kolpingwerk startete die Aktion ‚Werkzeuge für die Dritte Welt‘, die auch in Oberursel tatkräftig unterstützt wurde.
Das Jahr 1986 hatte neben den allgemeinen Aktivitäten ebenso Erwähnenswertes zu verzeichnen. Alfons Sehr, der sich als Senior große Verdienste erworben hatte, verstarb im Februar. Im März wurde in der Jahreshauptversammlung der neue Oberurseler Pfarrer Gottfried Perne zum Präses gewählt. Im September wurde dem ‚legendären‘ Jean Happel das Bundesverdienstkreuz verliehen, eine Ehrung, die vorher schon Georg Jaroschek und später 1996 Heribert Decker und 1997 Gerhard Steffen zuteil wurde.
Kolpingsfamilie Gebrauchtkleidersammlung mit Winfried Hohmann, Peter und Hans Lütkemeier. Jahr 1998 (?)
Im Januar 1986 konnte Heribert Decker sein 25-jähriges Jubiläum als Geschäftsführer des Kolpingwerkes im Diözesanverband Limburg begehen. Die Gratulation bei der Feier im Frankfurter Kolpinghaus nahm der damalige Diözesanpräses Hans Wiedenbauer vor. Beide konnten damals nicht voraussehen, dass sie im Jubiläumsjahr 2002 als örtliche Vorsitzender und Präses fungieren sollten. Aber auch der Chronist in den Festschriften 1977 und 1987, Fritz Schildt, sowie der damalige Schriftführer Willi Meinung hatten nicht damit gerechnet, dass sie im Team 2001/ 2002 wieder federführend dabei sein würden, zusammen mit Heribert Decker, Norbert Happel, einem Sohn des Chronisten zum 75. Stiftungsfest Jean Happel, und Dr. Christoph Müllerleile, dem einzigen, der die 60 noch nicht überschritten hat.
1987 feierte die Oberurseler Kolpingsfamilie das 110-jährige Bestehen im kleineren Rahmen. Hans Wiedenbauer übergab aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Diözesanpräses an Rainer Sarholz, die Kolpingjugend veranstaltete am 30. und 31. Mai ein Jugendtreffen unter dem Motto ‚24 Stunden für Orschel. Im August nahmen viele Kolpingmitglieder an den Feiern anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Familienferienstätte in Herbsten teil. Eine kleine Gruppe von Kolpingmitgliedern konnte noch vor der Wende im Juni 1989 die Erfurter Kolpingsfamilie in der DDR besuchen. Unvergessen bleiben die Treffen mit den dortigen Aktiven und mit Bischof Wanke. Dankbar konnte 1990 ein Gegenbesuch in Oberursel erfolgen. Noch heute bestehen persönliche Freundschaften zwischen Oberursel und Erfurt. Ein Jahr nach unserem 125-jährigen Jubiläum feiert die Erfurter Kolpingfamilie ihr 150-jähriges Bestehen. Das könnte Anlass sein, die alten Verbindungen neu zu beleben und zu intensivieren.
1990 bestanden in der Kolpingsfamilie Oberursel noch zwei Gruppen junger Kolpingmitglieder: Eine Gruppe zwischen 10 und 14 Jahren mit 12 Kindern und eine Jugendgruppe zwischen 20 und 25 Jahren mit 10 Aktiven. Zu dieser Zeit begannen auch Treffen junger Familien aufgrund der Initiative von Heike Friedrich.
1991 Rom Hans und Thomas Lütkemeier am Tag der Seligsprechung Adolph Kolpings 27.10.1991 mit Kolpingbanner auf dem Petersplatz.
Höhepunkt im darauf folgenden Jahr 1991 war die Seligsprechung von Adolph Kolping in Rom, an der eine Reihe von Oberurselern teilnahmen. In Oberursel selbst fanden wieder allgemeine Bildungsveranstaltungen statt, weiterhin ein Ausflug nach Worms, wo auch der jüdische Friedhof, die wiedererrichtete Synagoge, das Frauenbad und jüdische Gedenksteine besichtigt und erläutert wurden, sowie u. a. ein Besuch in der Hochschule St. Georgen in Frankfurt auf Einladung von Pater Löser, der vor allem den Bommersheimern durch die lange Zeit seiner dortigen Sonntagsgottesdienste bekannt war.
In dieser Zeit wurde im Zusammenwirken mit der Kolpingsfamilie Lahnstein die Kroatienhilfe ausgebaut; hierüber wird an anderer Stelle näher berichtet. Das regelmäßige Programm hatte sich weiter gefestigt, wenn auch die gewohnten größeren Teilnehmerzahlen nicht mehr so selbstverständlich waren. 1994 feierte der Kolpingchor sein 120-jähriges Bestehen. Die Jugendarbeit ging zu dieser Zeit zurück, die jungen Familien wurden aktiver und feierten u. a. mit ihren Kindern im Dezember eine ‚Waldweihnacht‘ in der neu eingerichteten Hasenschule am Ende des Altenhöfer Wegs.
Einige personelle Änderungen in der Vorstandsverantwortung standen in den darauf folgenden Jahren an. Fritz Schildt hatte sich 21 Jahre vor allem in der Erwachsenenbildung im örtlichen Vorstand engagiert. 1996 kandidierte er hier nicht mehr, nahm aber weiterhin als ‚Beauftragter für den pastoralen Dienst‘ die Aufgaben eines Bezirkspräses wahr, ein Amt, das wegen der Personalsituation nicht mehr mit einem Priester besetzt werden konnte. Heribert Decker ging zur gleichen Zeit als Diözesangeschäftsführer in den Ruhestand und wurde als stellvertretender Vorsitzender in den Vorstand seines Heimatvereins Oberursel gewählt. Auch im Präsesamt gab es einen Wechsel: Ordinariatsrat Hans Wiedenbauer wurde neuer Präses, Pfarrer Gottfried Perne wurde zum Vizepräses gewählt. 1997 trat Georg Friedrich wegen zunehmender beruflicher Belastung vom Amt des Vorsitzenden zurück. Nicht gleich konnte ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Ein Jahr lang übernahm Heribert Decker diese Aufgabe, bis er 1998 für das Amt des Vorsitzenden kandidierte und gewählt wurde. Damit war zusammen mit den übrigen Vorstandsmitgliedern das Team gebildet, mit dem die Vorbereitungen zum jetzigen 125-jährigen Jubiläum begannen. Die Themenpalette der Bildungsveranstaltungen war breit: Scientology, Gentechnik, Steuerrecht, Stadt- und Schulentwicklung, Pflegeversicherung, Euro waren nur einige dieser Themen. Zu Wahlzeiten für den Bundestag bzw. die Stadtverordnetenversammlung fanden viel beachtete Podiumsgespräche mit den Parteien bzw. Kandidaten statt. Die von der Kolpingsfamilie getragenen Bildungsveranstaltungen stehen auf Anregung der Pfarreien jetzt auch ‚offiziell‘ für alle Interessenten offen.
Erstmalig wurde die Gebrauchtkleidersammlung zugunsten des Kolping-Familien-Feriendorfes Herbstein durchgeführt. 1999 wurde eine Klausurtagung des Vorstandes verwirklicht und sich sowohl über die weitere Kolpingarbeit in Oberursel als auch die Vorbereitungen zum Jubiläum Gedanken gemacht. Ein Tagesausflug nach Maria Laach und die Eifel war mit fast 90 Teilnehmern gut angenommen worden. Der Chor hatte dabei den Gottesdienst in der Abteikirche von Maria Laach mitgestaltet. Der Besuch der Ikonenausstellung in Frankfurt und die Auseinandersetzung mit Auffassungen der Anthropologie waren weitere Schwerpunkte.
Kolping im 3. Jahrtausend
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts gingen nun die Vorbereitungen zum Jubiläum in ein konkretes Stadium. Des Weiteren liefen die Vorbereitungen für die Teilnahme am Kolpingtag in Köln, an dem die Kolpingsfamilie Oberursel mit einigen Mitgliedern an der Gesamtveranstaltung und mit 30 Personen im Müngersdorfer Stadion an der Schlussveranstaltung teilnahm. In Oberursel selbst waren die Entwicklung der Gentechnik, das Klonen, der Euro und die Kommunalwahl Schwerpunkte im Programm. Interessant auch die Einladung zur Besichtigung des jüdischen Zentrums in Bad Nauheim mit einem koscheren Mittagessen und der anschließenden Besichtigung des jüdischen Bades in Friedberg.
Engagement für Slavonski-Brod
Schon immer hat sich die Kolpingsfamilie Oberursel auch für Notleidende und für weltweite Aufgaben eingesetzt. Beispielgebend faür ist die Hilfe für Slavonski-Brod in Kroatien.
Mit dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien und dem Beginn des Krieges 1991 in Kroatien und Bosnien begann die Kolpingsfamilie Oberursel nach einem Aufruf zusammen mit anderen Kolpingsfamilien aus der Diözese Limburg mit Hilfslieferungen nach Kroatien und Bosnien. Schwerpunkt der Hilfslieferungen war die Region Slawonien, der von den Kampfhandlungen am schwersten betroffene östliche Teil Kroatiens. Die Initiative hierzu gab der damalige Vorsitzende Georg Friedrich, der selbst öfters nach Kroatien fuhr und die Aktion auch nach Abgabe seines Amtes als Vorsitzender weiterführte und noch heute die Kontakte hält. Im Juni 1999 wurde der humanitäre Einsatz der Kolpingsfamilie Oberursel durch einen Empfang von Monika und Georg Friedrich beim politischen Vertreter der Region Slavonski Brod, Zupan Mirko Tomac, gewürdigt, der seinen Dank für die geleistete Hilfe aussprach.
Bis heute wurden unzählige Geld-, Kleider- und Sachspenden nach Slavonski Brod gebracht, wo der dortige Caritasverband mit seinem Direktor Pfarrer David Sluganovic die Verteilung der Spenden übernahm. Über 200 Patenschaften für Kriegswaisen wurden von den beteiligten Kolpingsfamilien vermittelt. Die Kolpingsfamilie Oberursel unterstützte außerdem mit Geldspenden ein an Leukämie erkranktes Mädchen in Split und eine Witwe mit sechs Kindern in Cerna, deren Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
Pfingsten 1997 wurde in Slavonski Brod die erste Kolpingsfamilie gegründet. Deren Präses Pfarrer David Sluganovic initiierte den Bau einer Kolpingsiedlung mit sechs Häusern für sozial schwache, kinderreiche und Flüchtlingsfamilien. Die Kolpingsfamilie Oberursel unterstützt dieses Projekt mit Spendengeldern.
Im April 1998 veranstaltete der Davor-Chor aus Slavonski Brod ein Chorkonzert in der Stadthalle Oberursel. Vom Reinerlös des Konzertes konnte sich der Chor ein Klavier anschaffen. Zum Jubiläum der Kolpingsfamilie Oberursel stellte Ivo Brezić, ein Fernsehjournalist des Zagreber Fernsehens, Fotoimpressionen aus Slawonien in der Stadtresidenz aus.
Die weitere Entwicklung nach 2002 ist noch zu dokumentieren.
Kolpingchor / ab 2023 Männerchor Oberursel
Geschichte des Kolpingchors
(Aus: 1877 - 2002: 125 Jahre Kolping Oberursel. Festschrift aus Anlass der Jubiläumsfeiern vom 7. bis 16. Juni 2002 Kolpingsfamilie Oberursel e.V.)
Der Kolpingchor ist die älteste Korporation in der Oberurseler Kolpingsfamilie. Noch im Gründungsjahr des Oberurseler Katholischen Gesellenvereins bildeten mehrere junge Männer eine Gesangsgruppe, die den Volksgesang pflegte. Die Chronik berichtet von eigenen Konzerten, in denen überwiegend Volkslieder gesungen wurden. Die Erfolge waren Anlass und Ansporn, 1884 eine Gesangsabteilung als vierstimmigen Männerchor innerhalb des Gesellenvereins zu gründen. 86 Jahre lang fanden die Proben im Gasthaus ‚Zum Hirsch‘ statt; heute wird im Pfarrheim Liebfrauen geübt. In den ersten drei Jahren beschränkten sich die gesanglichen Darbietungen auf interne Veranstaltungen des Vereins. Aber bereits 1887 trat die Gesangsabteilung bei den Feiern zum zehnjährigen Bestehen des Oberurseler Gesellenvereins öffentlich in der St.-Ursula-Kirche auf. Von 1891 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fanden dann regelmäßige ‚Winterkonzerte‘ in verschiedenen Oberurseler Sälen statt. Von Anfang an pflegten die Sänger religiös-kirchliches und weltliches Liedgut.
Heute ist das Repertoire des Männerchores sehr vielfältig und flexibel. Es reicht von Kirchenmusik und Negro-Spirituals über Musicals wie ‚Cats‘ und ‚My fair Lady‘ bis zu italienischen und englischen Liedern; hier kommt auch der Kontakt zu anderen Chören wie beispielsweise dem ‚Odd Fellows Male Voice Choir‘ aus Rushmoor zum Tragen. Kompositionen der Klassik und Romantik sowie Werke moderner Tondichter werden einstudiert und vorgetragen.
Die Chortradition ist in langen Jahren gewachsen und gereift. Die Sängergemeinschaft hat so lange sie besteht das religiöse und kulturelle Leben in der Stadt und ihrem Umland bereichert. Es war und ist selbstverständlich, dass der Kolpingchor die Werte Adolph Kolpings die ‚reife Persönlichkeit, die Familie, den Beruf, den gelebten Glauben und die Gesellschaft‘ in seine Arbeit mit einbezieht. Weil dabei die eigene Freude nicht zu kurz kommt, können die Sänger auch ihren Mitmenschen Freude schenken.
Das Leben im Chor hat immer das Leben innerhalb des Gesellenvereins und der Kolpingsfamilie reflektiert. Der Erste Weltkrieg brachte durch die Einberufung eines Großteils der Sänger eine Unterbrechung der Chortätigkeit. Auch nach der Wiederaufnahme der Proben im Mai 1919 waren wie im ganzen Vereinsleben Inflation, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Arbeitslosigkeit negative Begleiter der Chorarbeit. Um 1925 begann für den Chor eine neue Blütezeit mit vielen erfolgreichen und festlichen Auftritten in der Öffentlichkeit. 1931 wurde in Oberursel ein großer Liedertag veranstaltet. Über 40 Sänger waren damals im Kolpingchor aktiv. Trotz aller Schikanen der braunen Machthaber lief der Vereinsbetrieb auch in den ersten Jahren des ‚1000-jährigen‘ Hitlerreiches noch relativ ruhig ab. Dazu waren die in ahnungsvoller Voraussicht von Köln aus in die Wege geleiteten Umstrukturierungen und die Namensänderung aus dem ‚Katholischen Gesellenverein‘ wurde die ‚Kolpingsfamilie‘ mit ‚ernannten‘ Leitungsgremien sehr hilfreich. Da aber nach etwa 1935 öffentliche Veranstaltungen von Gruppierungen außerhalb der NS-Organisationen verboten waren, ging auch die Arbeit des Kolpingchores nach der letzten Generalversammlung 1937 zurück. Der Zweite Weltkrieg unterbrach dann die Chortätigkeit bis zum Neuanfang 1946 ganz.
Die meisten Chormitglieder wirkten immer auch aktiv in der Kolpingsfamilie, der allgemeinen Vereinsarbeit und in den Leitungsgremien mit. Doch wurde es auch notwendig, in einzelnen Abteilungen zusätzlich eigene Vorstände zu bilden. Das ist bis heute als bewährt beibehalten worden. Auch wenn sich in den einzelnen Abteilungen ein eigenes Gruppenbewusstsein entwickelte, sind sie gegenüber dem Gesamtvorstand verantwortlich und werden von ihm unterstützt.
Es würde zu weit führen, im Rahmen der Festschriftchronik die einzelnen Aktivitäten des Chores breit darzulegen. Verwiesen werden muss aber auf die vielen Beteiligungen des Chores bei Gottesdiensten, Kirchenkonzerten, Jubiläen, bei der Maiandacht im Hessenpark, beim Volkstrauertag auf dem Friedhof, auf ‚sängerinternen‘ Festen und selbstverständlich auch auf die ‚B-Mannschaft‘, wie sich die Gruppe einstens junger Sänger nannte, die sozusagen als ‚schnelle Eingreiftruppe‘ immer dann gefordert ist, wenn es gilt, ein Ständchen zu besonderen Gelegenheiten zu bringen . Ohne diese Gemeinschaft wären z. B. die jahrelange Ausrichtung der Brunnenfesthöfe des Chores, zunächst bei Karlheinz Esch und später bei Hans Sagert, nicht so erfolgreich zustande gekommen. Sie wurden 20 Jahre lang von Beginn der Brunnenfeste bis zum Jahre 1999 regelmäßig durchgeführt.
Herausragendes Ereignis war 1984 das 100-jährige Jubiläum des Kolpingchores. Dieses Jahr wird allen Beteiligten unvergessen bleiben mit der Fahrt an Ostern nach Rom, dem Festgottesdienst in Liebfrauen, dem Brunnenfest im Juni, dem Familienausflug im September in den Westerwald und dem Festabend im Oktober. Hier muss auch ein Mann stellvertretend für den Festausschuss herausgestellt werden: Der langjährige Präsident Willi Gab. Er hat damals die Veranstaltungen federführend vorbereitet und koordiniert und hat dabei auch nicht vergessen, denen zu danken, die ihn unterstützt haben: Dem Chorleiter, den Solisten und Vizedirigenten Manfred Hetjes und Franz Josef Jost, den Sängerfrauen und dem Festausschuss. Willi Gab hatte dieses Amt seit 1972 inne, bis er es nach 22 Jahren 1994 an seinen Nachfolger Manfred Hetjes abgab, der die Abteilung bis heute führt. Im gleichen Jahr wurde der vorherige Dirigent Willi Eutebach abgelöst von Bernhard Schmitz-Bernard, der den Chor bis heute leitet.
Aus den Jahren 1984 bis 2001 sollen einige Höhepunkte hervorgehoben werden. Das sind bis heute die fast jährlichen öffentlichen Konzerte mit eigenen oder engagierten Solisten manchmal auch zusammen mit befreundeten Chören. Im Jahre 1994 wurde das 110-jährige Jubiläum gefeiert. Hierbei herausragend waren der Festgottesdienst in der Liefrauenkirche mit dem ehemaligen Präses Pfarrer Rainer Prade als Zelebrant, der Toscana-Fahrt und dem Jubiläumskonzert mit dem schon oben erwähnten Chor aus Rushmoor in der Stadthalle. Von bleibender Erinnerung war die Fahrt nach St. Petersburg-Peterhof, der Partnerstadt von Bad Homburg bei St. Petersburg, im Jahre 1998 zusammen mit dem Chor der PIV Bad Homburg, mit dem zusammen ein Konzert im Thronsaal des Peterhofer Schlosses stattfand, das im Herbst des gleichen Jahres noch zweimal in Oberursel und in Ober-Erlenbach dargeboten wurde.
Der Chor hatte 32 Sänger. Leider liegt der Altersdurchschnitt sehr hoch, so dass für die kommenden Jahre dringend Neuzugänge in allen Stimmlagen erforderlich sein werden. Natürlich bedarf es eines umfangreichen Engagements eines jeden Sängers: Die wöchentlichen Proben, die jährlichen Auftritte bei Gottesdiensten und Festen, etwa 1015 an der Zahl. Dafür geboten wird aber auch eine echte Gemeinschaft, in der eine qualifizierte gesangliche Ausbildung erfolgt und anspruchsvolle Musikliteratur eingeübt und Auftritte vorbereitet werden. Ergänzt wird das noch durch die Geselligkeit, sei es bei Treffen der Sangesbrüder und deren Familien, bei den Ausflügen oder bei den jährlichen Adventsfeiern. Als Ganzes eine Abteilung im Rahmen der Gesamtarbeit der Kolpingsfamilie Oberursel, der man noch lange Bestand und Erfolg wünscht.
2023 hat sich der Kolpingchor dann zusammengeschlossen mit dem Mag'schen Männerchor unter der neuen Bezeichnung 'Männerchor Oberursel' .
Der Kolpingchor war eine selbstständige Abteilung der Oberurseler Kolpingsfamilie und besteht seit 1884.
Seit 15. April sind wir Teil des Männerchors Oberursel. Unser Liedgut umfasst Volks- und Kunstlieder aus Deutschland und Europa, Musicals, Opernchöre und geistliche Chorliteratur.
Seit Januar 2020 arbeiteten wir eng mit dem Mag'schen Männerchor zusammen, haben denselben Chorleiter und gestalten unsere Chorproben gemeinsam. Am 1. März 2023 beschloss der Kolpingchor offiziell, sich mit dem Mag'schen Männerchor unter dem Namen Männerchor Oberursel zu vereinigen. Die Vereinigung wurde bei der Mitgliederversammlung des Mag'schen Männerchors am 15. April durch Satzungsänderung offiziell vollzogen. Mit Eintragung ins Vereinsregister heißt der gemeinsame Chor offiziell „Männerchor Oberursel e.V.“ Siehe auch https://maennerchor-oberursel.de
Schwerpunkte unserer Arbeit sind
- Chorkonzerte
- Musikalische Gestaltung von Gottesdiensten
- Auftritte bei festlichen Anlässen
- Singen bei Geburtstagen, Hochzeiten, Jubiläen.
Daneben pflegen wir in guter Tradition Geselligkeit und organisieren Chorausflüge.
Wir proben jeden Mittwoch von 20:00 bis 22:00 Uhr im Pfarrheim Liebfrauen, Berliner Straße.
Chorleiter ist Alexander Launspach.
Vielleicht haben wir Ihr Interesse geweckt und können Sie bei einer unserer nächsten Proben kennen lernen. Falls Sie weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an den Vorsitzenden Robert Mag Tel. 06034 938799,
140 Jahre Kolpingchor
Am 21. September 2024 gestaltete der Männerchor Oberursel einen Liederabend aus Anlass der Gründung des Kolpingchors vor 140 Jahren. In der Burgwiesenhalle in Oberursel-Bommersheim trafen sich dazu die Sänger des Männerchors mit Angehörigen und Freunde sowie als Gäste der Dienstagschor aus Obereschbach und die 5 Solisten des 5/4-Chors aus Wehrheim. Alle drei Gesangsgruppen gestalteten in der fast dreistündigen Feierstunde ein anspruchsvolles Programm.
Spielmannszug
Chronik des Musikzuges der Kolpingsfamilie Oberursel/Taunus e.V.
1908 - 2004
1908
Der Spielmannszug der KF. Oberursel wird gegründet (die KF. Oberursel selbst wurde bereits 1877 gegründet). Zunächst als reiner Trommlerzug, später kamen dann noch die Flöten hinzu.
Gründer waren: Adolf Kegler (1. Stabführer); Willy Kunz, Josef Jean Kügel und Nikolaus Kappus (Bruder des ehem. Bürger-meisters)
1914/18
Während des I. Weltkrieges ruhte der Spielbetrieb im Wesentlichen. Der 1. Stabführer Adolf Kegler war gefallen, Willy Kunz übernahm dessen Amt.
1921/22
Blütezeit des Spielmannszuges: Kein Fest, keine Kundgebung ohne ihn! Aus dem Protokoll einer Vorstandssitzung am 27.06.1921: "... Auch werden der Trommel-Abteilung 3 neue Felle gekauft, um somit durch deren Beteiligung an Festen eigene Musik zu haben ..."
Im Dezember 1922 fand ein Kommerz aus Anlass des 25 -jährigen Amtsjubiläums des Bürgermeisters statt, an dem sich der Verein beteiligte.
"Am 26.08.1923 fand in Hornau ein Bezirks- und Stiftungsfest statt. Am Vorabend fuhren 30 Mitglieder dorthin und das Trommler- und Pfeifer-Corps war mit dabei."
1930
"Am Fronleichnamsfest beteiligte sich der Verein an der Pro-zession und auch nachmittags an dem Pfarrheim in der Taunusstraße. Aktiv trat er auf durch seine Gesangsabteilung und durch das Trommlercorps. Im Sommer beteiligten wir uns an einem Treffen des Arbeiter-Vereins im Taunussaale. Im Fackelzug mit dem Trommlercorps ging es durch Oberursel zum Bahnhof. Martin Beil verließ im Oktober unsere Heimat und ging nach Chicago. Wir bereiteten ihm eine schöne Abschiedsfeier und gingen mit dem Trommlercorps zum Bahnhof."
1931
"Am 28. Juni machten wir unseren Familienausflug nach Mammolshain, unser Trommlercorps wirkte beim Festzug mit. Der dortige Verein feierte sein 25 - jähriges Jubiläum."
"Am 17. Mai hatten wir Bezirksliedertag. Wir holten die Vereine am Bahnhof ab. Im geschlossenen Zug zogen wir mit Banner-träger und Trommlercorps ins Gotteshaus ein."
Auftritt am 22. und 23. August zum 80 - jährigen Stiftungsfest der Kolpingfamilie Mainz. Es gab eine Verwarnung in Oberursel, als man gegen 22.00 Uhr mit klingendem Spiel vom Bahnhof in das Vereinsheim marschierte.
1932
Nach Fastnacht legte Willy Kunz sein Amt als Stabführer nieder.
1936/37
Es durften keine Übungsabende mehr stattfinden, die Instrumente wurden an die Freiwillige Feuerwehr verkauft und unter deren Flagge spielten die Spielleute weiter.
1939/45
Auch während des II. Weltkrieges kein Spielbetrieb.
1949
Die Musikabteilung wurde wieder ins Leben gerufen und zwar von Willy Kunz. Im September/Oktober erste Gespräche mit dem Feuerwehrvorstand über die Rückgabe der Instrumente.
1950
Im Januar wurde nochmals bekannt gegeben, dass sich der Spielmannszug unter der Leitung von Willy Kunz seinen Spiel-betrieb wieder aufgenommen habe.
1951
Mitwirkung beim Kolpingtag in Mainz: Die KF. musste eine Genehmigung einholen, dass der Spielmannszug auftreten durfte, weil Mainz in der französisch besetzten Zone lag.
Aktive Beteiligung am Bau des Pfarrheimes von St. Ursula (heute: Pfarrer-Hartmann-Haus), insbesondere durch größere Erdbewegungen und Errichtung einer Mauer an der Gelände-außengrenze. Durch diese maßgebliche Beteiligung wurde der KF. Ob. ein noch heute gültiges unentgeltliches Nutzungsrecht der Räumlichkeiten des P.H.H. eingeräumt und schriftlich fixiert.
Am Fastnachtszug wirkte der SZ als Beduinen verkleidet mit.
1952
75. Jubiläum der KF. Oberursel, ein Festzug stellte sich in der (heutigen) Adenauerallee auf und führte zur Bleiche.
1955
Erweiterung des SZ um 6 Naturfanfaren, die jeweils von 6 Flö-tenspielern zusätzlich gespielt wurden.
Ausflug der Spielleute
Begleitung der Erstkommunionkinder
Ebenfalls in dieser Zeit:
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das Allerheiligste wurde an den Prozessionen zu Christi Himmelfahrt und Fronleichnam begleitet und der ”Himmel” getragen;
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an den Fastnachtszügen wirkten die Spielleute im Trachtenjanker, als Metzger und nochmals als Beduinen mit;
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Platzkonzert gemeinsam mit dem Musikverein Oberursel anlässlich des Oberurseler Heimattages;
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Teilnahme am Ausflug der KF. Oberursel nach Bad Münster am Stein, dabei auch Zusammenspiel mit dem damals existierenden Blasorchester der KF. Oberursel.
1964
Diözesan Sportfest der DJK in Oberursel (Sportplatz Altkönig-straße), in diesem Jahr erstmals Trennung von Flöten- und Fanfarenspiel.
Stadt- und Schützenfest in Oberursel: Alle Oberurseler musik-treibenden Vereine spielten gemeinsam auf: Fanfarenzug Frohsinn, Spielmannszug der Turn- und Sportgemeinde Oberursel, Spielmanns- und Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Oberursel-Bommersheim und der Spielmanns- und Fanfarenzug der Kolpingsfamilie Oberursel.
1966
(erstmals) Fahrt nach Großenlüder (bei Fulda) zum dortigen Schützenverein (2 Tage); dieser Kontakt wurde intensiv gepflegt bis Ende der 70er Jahre!
Familienausflug nach Seck im Westerwald und Auftritt bei der KF Wernborn.
Fahrt (2 Tage) zur Kolpingfamilie Flieden und dem dortigen Spielmanns- und Fanfarenzug.
1968
Der damalige SFZ konnte sein 60 - jähriges Jubiläum feiern: Samstagabend: Bayerischer Abend im Pfarrheim, der bis 1981 dann in Folge veranstaltet wurde, zunächst im Pfarrheim, dann mehrere Jahre jeweils im Hedwigsheim und in der Taunushalle in Oberstedten und schließlich noch 2 mal in der Turnhalle der TSGO.
Nach dem Festgottesdienst in St. Ursula am Sonntagmorgen gaben die SFZ der KF. Flieden und der jubilierende aus Ob. ein Platzkonzert auf dem Marktplatz. Zu Gast ebenfalls die Freunde vom Schützenverein in Großenlüder.
1970 – ff.
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Pfarrfeste in St. Ursula, Liebfrauen und St. Hedwig sowie bei der evangelischen Hl. Geist - Gemeinde;
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Ausflug nach Köln-Porz zur dortigen KF.;
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50. Jahre KF. Zell in der Pfalz (Wegen der Verzögerungen beim Mittagessen kamen wir nicht rechtzeitig zum Aufstellungsplatz des Umzuges und reihten uns kurz vor dem Ende ein);
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Mitwirkung beim 100 - jährigen Bestehen der KF. Oberursel;
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Kerbeumzüge in Arnoldshain, Martinszüge in Schmitten, Burgfest in Königstein;
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Fastnachtsumzüge in Oberursel (So.), Fischbach (Mo.) und Oberhöchstadt (Die.);
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Mitwirkung beim Laternenfest in Bad Homburg (bis ca. 1972);
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Ein Auftritt führte uns nach Dietesheim am Main, hier kam es zu verbalen Auseinandersetzungen mit einem Herrn in der Sektbar, dem aus welchen Gründen auch immer, Prügel angedroht wurden. Es kam nicht dazu, was auch gut gewesen ist, entpuppte sich jener Herr doch als ”Star des Abends”, der auf seinen Auftritt im Festzelt wartete ...;
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Beteiligung bei den Fackelzügen bei den ersten Brunnenfesten in Oberursel, anschließend ging es dann zu den Kolpingsängern in den Hof vom ”Esche-Sam”;
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aktive Beteiligung beim Brunnenfest durch die Gestaltung der ”Theresienwiese” bei unserem Mitglied Heinrich Wirtz mit jeweils viel Musik, gutem Essen und reichlich Trinken;
1983
Heinz Radgen beendet seine aktive Mitgliedschaft beim SFZ.; Willi Etzel, bereits musikalischer Leiter des Posaunenchores der Liebfrauengemeinde, übernimmt die Ausbildung und musikalische Leitung, welche er bis Ende Dezember 1996 innehat. Josef Schui übernimmt die Gesamtleitung des SFZ.
1984
Der SFZ eröffnet das Einweihungsfest der neu erbauten Stadthalle in Oberursel.
1989
Neue Uniformen werden angeschafft und eine der wichtigsten Entscheidungen der letzten Jahre getroffen: Die Umstellung des SFZ zum Musikzug.
Der MZ beschafft sich speziell für Fastnacht geeignete Uniformen: als Mexikaner und als Musikclowns nimmt er an den Um-zügen teil
1997
Rail Grodzenski übernimmt den Musikzug als neuer Dirigent.
2002
Das Jahr 2002 stand wie bei allen Abteilungen auch unter dem Einfluss der 125 Jahrfeier. So konnten wir uns musikalisch auf den Festkommerz präsentieren, und den Festgottesdienst mitgestalten. Dieser ist bei einigen Besuchern so gut angekommen, dass wir mittlerweile einen weiteren Festgottesdienst der Kolpingfamilie EltviIle gestalten durften und ein Mitwirken beim Kolpingjubiläum in Kalbach (Frankfurt) in diesem Jahr auf unserem Programm steht.
Beim geselligen Nachmittag beim Oberurseler Kolpingjubiläum haben wir mit unserem Spielmannszug (Senioren) das Rahmenprogramm mitgestaltet.
Ebenfalls im Rahmen des Jubiläums veranstalteten wir im September ein Konzert im Hedwigsheim. Zusammen mit dem Blasorchester der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main (sie haben denselben Ausbilder - Rail Grodzenski) haben wir vor ausverkauften Saal ein musikalisch hochwertiges Konzert abgeliefert.
Weitere Veranstaltungen des Jahres waren
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die Faschingsumzüge in Oberursel (gemeinsam mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Oberursel-Bommersheim) und Oberhöchstadt (im Zusammenspiel mit dem Musikcorps Stierstadt e. V.);
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das literarische Brunnenkonzert auf dem Marktplatz;
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ein Geburtstagständchen;
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die Hochzeit unseres Vereinsmitglied Thorsten Trapp;
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Martinsumzüge in Ober-Erlenbach, St. Ursula und Oberstedten;
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das Kreismusikfest,
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der Weihnachtsmarkt in Oberursel und ein Weihnachts-liedernachmittag in Altenheim Georg Stangel Haus;
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die Prozessionen von Himmelfahrt und Fronleichnam zusammen mit dem Posaunenchor der Liebfrauengemeinde; ebenso Mitwirkung am Gottesdienst zum 1. Mai ebenfalls gemeinsam mit dem Posaunenchor.
Da die meisten Auftritte ohne Honorar sind bzw. sehr minimal honoriert werden, hat sich unsere finanzielle Lage mittlerweile so verschlechtert, dass wir Ende dieses Jahres unseren Ausbilder nicht mehr bezahlen können und somit ist der Fortbestand des Musikzugs sehr stark in Frage gestellt. Durch den Verkauf einiger nicht benötigter Instrumente werden wir dieses Jahr noch finanziell über die Runden bringen können.
Zusätzlich hat sich unsere musikalische Lage verschlechtert, ein altersbedingter Ausstand unseres Bassisten ist auch zu verbu-chen. Hier ist uns ein sehr wichtiges Instrument abhanden ge-kommen, dass durch Umbesetzung innerhalb des Vereins auch nicht zu besetzen ist, da wir derzeit nur noch 12 Spielleute sind, und jeder an seinem Instrument benötigt wird. Alles in allem sieht es so aus, dass dieses unser letztes Jahr sein wird, als aktiver Musikzug der Kolpingsfamilie Oberursel.
2004 Wie vorhergesagt war das Jahr 2004 unser letztes; am 31.12.2004 haben wir die aktive Zeit als Musikerinnen und Musiker beendet, die Noten und Musikinstrumente stellen wir anderen Interessierten zur Verfügung. Vielleicht gibt es eine Zeit, in der auch junge Leute wieder engagiert und verantwortungsvoll im Namen Adolph Kolpings Musik machen wollen.
Text: Josef Schui und Norbert Radgen
Kolping-Treff
Seit 1997 trafen sich – ebenfalls zusätzlich zu den allgemeinen Veranstaltungen - die älteren Mitglieder und Interessierten etwa zweimal jährlich zu eigenen Gesprächs- und Vortragsnachmittagen. Nicht nur ein gemütliches Beisammen und gegenseitiger Gedankenaustausch bestimmen die Inhalte, sondern auch die Behandlung von Themen wie Erbrecht, Patientenverfügung, Ernährung im Alter, Entwicklungen in Kirche, Staat, Gesellschaft usw. stehen auf dem Programm.
In diesem Kreis wurde angeregt, zu einem häufigeren ‚Kolping-Treff am Nachmittag‘ - z.B. monatlich an einem festen Wochentag - einzuladen. Dabei können und sollen auch gerade ältere Mitglieder ihr Wissen und Können und ihre Erfahrungen einbringen.
Seit 2006 trifft sich dieser Kreis monatlich als 'Kolping-Treff am Nachmittag' zu Gespräch, Vortrag, Besichtigung usw. in der Regel dienstags um 15.00 Uhr zunächst im Pfarrer-Hartmann-Haus, ab 2023 im Kulturcafé Windrose.
Das Progreamm ist unter 'Geplante Veranstaltungen' zu finden.
Ausserdem gibt es ab 2022 einen Stammtisch als 'Kolping-Treff am Mittag' jeweils am 2. Dienstag im Monat , z.Zt. (2024) im Alten-Brauhaus Oberursel. Hierzu ist keine Anmeldung erforderlich.
Frauen
Frauen der Mitglieder waren eigentlich schon immer aktiv eingebunden, offizielle Mitglieder konnten sie im Kolpingwerk seit 1968 werden. Nicht überall wurde diese Möglichkeit sofort umgesetzt. Auch in Oberursel wurden erst 1979 die Frauen als Mitglieder aufgenommen. 1980 waren es bereits 30 an der Zahl. Mit reger Aktivität haben diese neuen Mitglieder ihre Arbeit begonnen und neben der Teilnahme an den allgemeinen Angeboten auch eigene Veranstaltungen durchgeführt. Die Aktivität der Frauen fördert die gesamte Arbeit und bringt immer wieder auch neue Impulse.
Im örtlichen Vorstand haben zu verschiedenen Zeiten u.a.Gertrud Meinung, Ingrid Spreitzer, Doris Justen und Hedwig Schildt die Belange der Frauen vertreten. Jährlich wurden und werden zwei bis drei Veranstaltungen speziell für die Frauen zusätzlich zum allgemeinen Angebot durchgeführt, wobei die diversen kulinarischen Dienste nicht mitzählen. Die Palette reicht von kreativer Gestaltung, Kosmetik- und Kochkursen (Gaslehrküche) über Besichtigungen wie z.B. der Porzellanmanufaktur mit anschließendem Stadtrundgang unter Führung von Präses Wiedenbauer in Höchst, des Ledermuseums in Offenbach, jüdischen Zentren in Frankfurt, des Sinclair-Hauses in Bad Homburg, bis zum gemeinsamen Spaziergang, der Erkundung des Oberurseler Mühlenwanderweges und Besuchen von ‚Kolping-Gräbern ‘ auf den Friedhöfen.
Seit einigen Jahren finden keine eigene Veranstaltungen für Frauen mehr statt, alle Veranstaltungen sind für alle offen.
Kolpingjugend
Kolpingjugend
Zu Beginn bezogen sich die Aktivitäten des Katholischen Gesellenvereins bestimmungsgemäß auf die jungen Erwachsenen, die sich in der Lebensphase zwischen Lehrabschluss und Heirat befanden. Nach dem Zusammenschluss mit den älteren und ehemaligen Mitgliedern zur Kolpingsfamilie im Jahre 1930 wurde – wie bereits berichtet – diese Arbeit für und mit jungen Erwachsenen in der ‚Gruppe Kolping‘ fortgesetzt. Wenn es auch bereits im 19. Jahrhundert schon an einigen Orten ‚Lehrlingsgruppen‘ mit Jugendlichen unter 18 Jahren gab, entwickelte sich die Arbeit in der ‚Gruppe Jungkolping‘ verbreitet erst nach 1950. So auch in Oberursel, wo um 1951 entsprechende Aktivitäten begannen. Als Verantwortlicher wird in den Protokollen der damaligen Jahre u.a. Josef Friedrich genannt. Jugendarbeit war schon immer mit einem steten Auf und Ab verbunden und bedurfte stets neue Initiativen, begleitet von einem notwendigerweise schnellen Wechsel der Verantwortlichen, die ihrerseits ja häufig zu tun hatten mit eigener Ausbildung und Berufsfindung. So entstanden auch in Oberursel immer wieder Jungkolping-Gruppen, deren Mitglieder als Ganzes oder aber als Einzelne in die Kolpingsfamilie hineinwuchsen.
Die beiden Altersgruppen (Jungkolping und Kolping) waren und sind gemeinsam Mitglied im ‚Bund der deutschen katholischen Jugend (BdkJ)‘ und arbeiten dort mit den übrigen katholischen Jugendverbänden zusammen. Seit der Neustrukturierung um 1970 sind beide Gruppen unter den Namen ‚Kolpingjugend‘ zusammengefasst.
In Oberursel übernahmen in den 80er Jahren auch Erwachsene teils unmittelbare Verantwortung für diese Altersgruppe. Als Väter von Firmkindern und als Firmkatecheten waren in erster Linie Klaus Henke und Fritz Schildt in der Altersgruppe der 14- und 15-Jährigen unter den Firmbewerbern um potentiellen Nachwuchs für die Oberurseler Kolpingsfamilie werbend bemüht. Sie wurden dabei von Kaplan Rainer Prade, der die geistliche Verantwortung für die Firmvorbereitungen trug, tatkräftig unterstützt. So konnte nach den Firmungen bald mit einer größeren Anzahl von Mädchen und Jungen eine neue Kolping-Jugendgruppe gebildet werden. Klaus Henke hat über einen längeren Zeitraum Kolping-Jugendgruppen geleitet. Mit anderen Leiterinnen und Leitern aus der Jugend selbst wurden immer wieder neue Initiativen ergriffen. Gruppenstunden, Pfingstzeltlager, Jugendtreffen, Fahrten u.a. nach Kerpen und Köln, zum Hoherodskopf und in die Fränkische Schweiz sind bei den Teilnehmern in guter Erinnerung. Einberufungen zur Bundeswehr bzw. zum Zivildienst, Berufsausbildung oder Studium, berufliche Verpflichtungen usw. führten später zu einer rückläufigen Entwicklung, jedoch ohne jähen Abbruch in der Jugendarbeit.
Auch als ‚Junge Familien‘ entwickelten sich Kreise, die dann selbstverständlich die Kinder mit einschlossen. Die heutige Kolpingarbeit bietet sich weiterhin im Bereich der vornehmlich jungen Erwachsenen und mit jungen Familien an, um auch hier Gemeinschaft und Kirche erlebbar werden zu lassen.
In den letzten Jahren hat sich leider keine neue Jugendgruppe gebildet.
Wandergruppe
Wandergruppe
Die Wandergruppe wurde 1977 vom damaligen Vorsitzenden Robert Dötzel gegründet. Monatlich fanden an Sonntagen gemeinsame Wanderungen statt. Es waren immer wieder 20 oder mehr Wanderer dabei. An den Ostermontagen standen die Wanderungen unter dem Zeichen einer Ermmauswanderung mit meditativen Stationen und anschließendem Ostereiersuchen. Diese begannen im Anfang frühmorgens bei Sonnenaufgang und endeten mit einem Frühstück bei den Schwestern in der Fachschule im AltenhöferWeg. Diese Wanderungen fanden später nachmittags und in den letzten Jahren sonntagsvormittags statt. Sie endeten immer mit einem gemeinsamen Mittagessen in einem nahe gelegenen Lokal.
Ebenso standen im Dezember jeweils die Nikolauswanderungen mit anschließendem Beisammensein an. Außerdem gab es jährlich einen Tagesausflug.
Nach Krankheit und Tod von Robert Dötzel übernahm Monika Esch 1995 die Leitung der Gruppe. Da mit zunehmenden Alter die Mobilität vieler Mitglieder immer eingeschränkter wurde, nahm die Zahl der Teilnehmenden ab. 2020 durch die Coronakrise fanden weniger Termine statt. Eingestellt wurden die Wanderungen Ende 2021.Die Interessenten sind weiter beim KOLPING-TREFF und beim Stammtisch eingeladen und aktiv.
Kegelgruppe
Kegelgruppe
Auf Initiative von Monika und Georg Friedrich begann um 1980 eine Gruppe von Mitgliedern sich vierzehntägig auf der Kegelbahn im früheren Panorama-Hotel am Borkenberg zu treffen. Es begann mit sieben Paaren, die teilweise bis zum Schluss dabei waren. Im Laufe der Zeit kamen weitere Mitglieder und neue Interessenten hinzu, die auf diese Weise der Kolping-Gemeinschaft beitraten. Im weiteren Verlauf traf man sich auf der Kegelbahn in Bommersheim und danach auf der Kegelbahn bei der Turnhalle in der Korffstraße, zuletzt auf der Kegelbahn der Stadthalle. Fast jährlich fand eine Wochenendfahrt statt, bei der natürlich auch gekegelt wurde.
Neben dem Kegeln gab es fast jährlich einen Ausflug über ein meist langes Wochenende. Ziele waren
1989 Sommershausen
1994 Trifels / Pfalz
1996 Kaltennortheim
1998 Seibertsmühle bei Flieden
2000 Rüdesheim bei Bad Kreuznach
2002 Buchen / Odenwald
2003 Bad Windsheim
2004 Dhaun / Hunsrück
2005 Heimatenhof / Spessart
2007 Eschbach bei St. Goarshausen
2008 Tann / Rhön
2009 Bad Sooden-Allendorf
2011 Nickenich / Eifel
2016 Herbstein
Durch Corona war die Kegelbahn der Stadthalle lange geschlossen. Zu lange. Die Kegelgruppe hat sich 2021 aufgelöst. Die Teilnehmer treffen sich zusammen mit anderen Interessenten monatlich am 2. Dienstag im Monat zum Stammtisch als 'KOLPING-TREFF am Mittag'.(Siehe bei 'Geplante Veranstaltungen')